Mütter und Frauen sind nur im Patriarchat Opfer

Text I

Was mich seit Jahren beschäftigt, ist der Opferstatus, den Frauen im Patriarchat inne haben. Auf der einen Seite bedarf es des Öffentlichmachens der strukturellen Gewalt, der Frauen in unserer Gesellschaft permanent ausgesetzt sind, und es bedarf Schutzräume. Aber das ist nur eine Seite des Narrativs. Was ich seit Jahren durch die Interdisziplinäre Patriarchatskritikforschung IPKF versuche, ins Bewusstsein von Frauen und ins gesellschaftliche Bewusstsein insgesamt zu internalisieren, also im Bewusstsein zu verankern, ist das Narrativ, dass das nicht normal oder natürlich ist dieser Opferstatus von Frauen. Normal und natürlich ist, dass Frauen insbesondere als Mütter nicht die Schutzbedürftigen, sondern die Schützenden sind. In der Natur ist die Mutter gefährlich. Jedes Muttertier wird gefürchtet. Ich halte es für zentral, um aus dem Opferstatus herauszukommen, in das das Patriarchat uns hineingezwungen hat, dass wir die Narrative ändern. Deswegen schreibe ich über die reale einzigartige Biologie und Körperlichkeit von Müttern, über unsere unterschlagene Geschichte, über unsere ursprüngliche, an die Natur gekoppelte Religion der göttlichen Mutter, über die ökonomische Leistung von Müttern, über Mütter als prägende Kulturschaffende. Dieses veränderte Narrativ über die Stärke, die Gefährlichkeit, die Besonnenheit und vielseitige Klugheit von Müttern ist für mich der beste Schutz auch in der Vorbildfunktion für unsere Kinder. Wir brauchen wieder Mütter, die wieder in der Lage sind, ihre Kinder zu schützen, wie es in der Natur üblich ist. Und wir müssen uns wieder daran erinnern, wofür die Menopause da ist. Sie hat sich evolutionsbiologisch entwickelt, weil die Großmütter gebraucht werden, mit ihrer Weisheit, ihrem Wissen, ihrer Lebenserfahrung. Das Patriarchat hat die Großmütter noch unsichtbarer gemacht als die Mütter, um Frauen zu schwächen. Die Alte gilt als nutzlos. Bei den Elefantinnen und den Walen und Delfinen ist das ganz anders. Und es ist kein Zufall, dass Elefantinnen und Wale und Delfine, wie die Menschen über eine ausgeprägte Menopause verfügen. Wir sollten wieder von ihnen lernen, weil wir als Menschen die eigentliche und generationenübergreifende Bedeutung von weiblicher Biologie und Soziologie vergessen haben. Über diese Zusammenhänge habe ich sehr viel in meinem neuen Buch Patriarchatskritik geschrieben, damit wir Frauen aus der Opferrolle des Patriarchats herausfinden und unsere Kinder wieder schützen können, wie es die Natur eigentlich vorgesehen hat.

Text II

Da das Thema Opfersein soviele Frauen beschäftigt hat, möchte ich das an dieser Stelle noch einmal näher differenzieren. Ich denke nicht, dass Frauen als Opfer schweigen sollen. Ganz im Gegenteil. Ich denke, jede Frau sollte, wenn sie Opfer geworden ist, dies besonders laut herausschreien, um so mehr, wenn sie Opfer von sexualisierter Gewalt geworden ist. Ich habe ja in dem Beitrag vor ein paar Tagen auch geschrieben, dass die Gewalt benannt werden muss, und dass es auch Schutzräume geben muss.Was ich aber bezwecken will, ist, dass wir weitergehen, indem wir verstehen, dass, wenn das passiert, dass das nicht nur ein Einzelfall ist, sondern, dass da ein viel größeres Unrecht geschieht, nämlich ein patriarchales Unrecht gegen das Naturrecht von Frauen und Müttern, die nämlich von Natur aus stark und wild und frei und gefährlich sind, im Patriarchat aber in Strukturen gezwängt werden, durch sie ihrer natürlichen Stärke beraubt werden. Bei sexualisierter Gewalt ist das zum Beispiel ausdrücklich das Naturrecht der Frau auf die female choice, die nirgendwo gelehrt wird in den Schulen und den Familien und an den Universitäten etc.. Stattdessen wird Frauen überall vermittelt, dass sie aufpassen müssen, dass sie nachts nicht alleine unterwegs sein dürfen, dass sie sich züchtig bedecken müssen. Es wird aber auch gelehrt, dass die Hochzeit der schönste Tag im Leben einer Frau ist und damit die Kleinfamilie das höchste Ziel. Dabei sind die Kleinfamilie und Kriegszustände die gefährlichsten Orte für Frauen. Sie sind Orte von sexuellem Missbrauch, von Vergewaltigung und Orte von Femiziden und die Kleinfamilie schwächt Mütter enorm, so dass sie oft ihre Kinder nicht genügend schützen können, auch, weil die Carearbeit, die sie leisten nicht bezahlt wird in Form eines Müttergehalts. Ich will, dass Frauen in ihrem Opfersein, in dass das Patriarchat sie hineingetrieben hat, nicht allein bleiben, sondern, dass sie hinter ihrem Opfersein die strukturellen Ursachen erkennen und diese verändern, kollektiv. Dazu gehört für mich auch zu wissen, dass Krieg nicht schon immer da war, sondern sich Gruppengewalt erstmals im Neolithikum im Laufe der Sesshaftwerdung zeigt und erst im Metallzeitalter das Kriegszeitalter durchgesetzt wird. Dazu gehört auch, die monotheistischen Theologien hinter sich zu lassen, weil die das Vaterrecht erst göttlich autoritativ aufgeladen haben, auch um die ursprüngliche Religion der göttlichen Mutter auszuhebeln und durch Gewalt ins Vergessen zu treiben, auf dass sich Frauen und Mütter nicht mehr erinnern können, an ihre Naturrechte und ihre Naturstärke. Wir müssen die Strukturen des Patriarchats in ihrer Tiefe verstehen, um sie in ihrer Gesamtheit zu überwinden und nicht nur an einzelnen Symptomen uns abarbeiten. Das ist der Grund, warum ich das erste Standardwerk der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung IPKF “ Patriarchatskritik“ geschrieben habe, damit Mütter, Frauen, Männer und Diverse gemeinsam die zerstörerischen Strukturen des Patriarchats erkennen und sie von innen heraus verändern können. Müttern und Großmüttern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weil Matrifokalität die biologische Ordnung des Menschen ist, weil alle Menschen von Müttern ins Leben getragen werden. Das ist die Natürliche Integrative Ordnung der Mütter NIOM, die für alle Säugetierarten gilt, für Menopausetiere und damit auch für den Menschen aber evolutionsbiologisch nochmal eine besondere Bedeutung hat. Erinnern wir uns wieder an unsere weibliche Natur: die ist wild und stark. Erinnern wir uns wieder an unsere Löwinnenzähne und an unsere Bärinnenkräfte.