Gedanken zum Luciafest

Heute ist der 13. Dezember, der Tag des Luciafests. Welche sich bereits mit Patriarchatskritik beschäftigt und angefangen hat insbesondere die theologiche Gehirnwäsche der Männermachtideologie des Patriarchats zu durchschauen, weiß, dass es sich immer lohnt der Zahl 13 zu folgen. Und tatsächlich finden wir, immer am 13. Dezember, in weiten Teilen Europas eine Frau, die verehrt wird: Lucia, die Leuchtende. Auffallend inmitten all der Weihnachtsmänner, Nikoläuse, Knecht Rupprechte, den Heiligen drei Königen und nicht zu vergessen: Gott Vater, Jesus, Joseph und nur ein bisschen Maria, als keusche Jungfrau, die ein Kind geboren hat, mit der Betonung auf Jungfrau.

Bild: Schwedische Kinder mit Lichterkranz beim Luciafest, Wikipedia: GNU free

In Schweden spielt das Luciafest eine besonders wichtige Rolle. Und wie überall im Land zu sehen, ist es ein Lichterfest, in dem Mädchen und junge Frauen eine zentrale Rolle spielen. Vor Einführung des gregorianischen Kalenders war hier der 13. Dezember der kürzeste Tag des Jahres. Das Luciafest spiegelt also den Ursprung der Heiligen Nächte um die Weihnachtszeit: Nämlich die Wintersonnenwende, das ursprüngliche Zentrum der geweihten Nächte im dunklen Winter, wo sehnsüchtig die Rückkehr des Lichts gefeiert wurde. Behauptet wird aber selbst im protestantischen Schweden, dass es sich bei der Lucia um die aus Italien stammende Heilige Lucia von Syrakus handeln soll. Die Lucia von Syrakus ist der Legende nach eine der typischen pervertierten Märtyrerheiligen des Frühchristentums, die um Christi willen ewige Jungfräulichkeit gelobt hatte und ihrem Verehrer, der sich in das Leuchten ihrer Augen verliebt hatte, ihre ausgestochenen Augen schickte, um ihn von seiner entflammten Liebe zu „heilen“ (siehe in diesem Zusammenhang auch den irreführenden Begriff „Heiland“). Diese grausamen und lebensfeindlichen Haltungen werden im Patriarchat geheiligt, während dem Wintersonnenfest der gegenteilige Geist, nämlich die Freude am Leben und an den Zyklen der Natur innewohnt.

Aber schauen wir auch unser eigenes Brauchtum um Weihnachten noch einmal genauer an. Tatsächlich haben auch wir auf den Weihnachtsmärkten oder Christkindlmärkten mit ihrem Lichterkult und den festlich geschmückten Tannenbäumen mit dem sogenannten Christkind, die Lucia, die Leuchtende, die Gabenbringerin im Zentrum der Feierlichkeiten, denn nicht zufällig wird das Christkind immer von einer weiß oder gülden gekleideten jungen Frau dargestellt . Und wie jede und jeder sehen kann, passt das überhaupt nicht zur christlichen Weihnachtsgeschichte, die sich ja bekanntlich um den gerade geborenen Knaben Jesus dreht.

Schauen wir uns dazu noch einen anderen Lichtbringer in unseren Überlieferungen an und zwar Lucifer. Wie im Patriarchat üblich, wurde Lucifer, genauso wie die Höhle, die Zahl 13 und insbesondere Freitag der 13. dämonisiert. Lucifer wird mit Satan, dem Teufel gleichgesetzt, der Teufel, der in der Hölle lebt. Tatsächlich steht Lucifer (gerne auch Luzifer geschrieben) in der römischen Mythologie für den Morgenstern, also für den Stern, der nicht zufällig den Namen der Göttin Venus trägt, so wie auch der Freitag bis heute den Namen der Göttin trägt. Freitag leitet sich ab von der germanischen Göttin Freya, im Französischen ist es mit Vendredi die Göttin Venus, ebenso wie im Italienischen Wort Venerdi für Freitag. Die einst heilige Zahl 13 geht auf den ursprünglichen 13-monatigen Mondkalender zurück, der mit dem Zyklus der Frauen viel besser übereinstimmt als der Sonnenkalender und die Lucifer angedichtete Hölle war die einst heilige Höhle, der erste Ort von Bestattungen, der Ort der zahlreichen paläolithischen Gott MUTTER Figurinen und der Höhlenmalereien.

Schauen wir also hinter die angeblich christlichen Kulissen der Weihenächte, erkennen wir auch heute noch die lebenspendende Göttin hinter den blutigen und todessüchtigen Variationen der Gott-Vater-Theologien, die bis in die jetzige Zeit unsere Welt beherrschen und nur Zerstörung zur Folge haben.

Heute fällt der 13. Dezember auf Neumond. Neumond steht traditionell immer für einen Neuanfang. Es ist also ein guter Tag die patriarchalen Riten hinter uns zu lassen und zu verstehen, dass die Natur unsere Lebensgrundlage auf Erden ist und dass wir uns bewusst sind, dass unser Leben von den Zyklen der Natur bestimmt wird, von der Erde selbst, aber auch von der Sonne und von Luna, Frau Mond. In diesem Sinn, ganz ohne irgendeine Form von Märtyrertum können wir dann auch die Weihnachtstage nach Herzenslust und freudig genießen.