Die Mutterwurzelsilbe MANN

Casa Naranja O1

Foto: Franz Armbruster

Die Mutterwurzelsilbe Man(N) steht ursprünglich nicht für das männliche Geschlecht sondern für die Mutter

Zur ursprünglichen Bedeutung der Silbe Man (n) hat Barbara Walker in ihrem Lexikon „Das geheime Wissen der Frauen“ (1995) Interessantes zusammengetragen.

Die Muttersilbe Man (n)
„Im ursprünglichen Altnordischen bedeutet man „Frau“ (engl. woman). Das Wort für „Mann“ war nicht man sondern wer aus der Sanskritwurzel vir …
(Anmerk. der Verfasserin: siehe hierzu auch Virilität und das Potenzmittel Viagra)

Bei den skandinavischen und anderen Stämmen Europas wurde mit Man der Mond, die Schöpferin aller Wesen bezeichnet … Im Europa des Altertums war Mana die Mondmutter, die das Geschlecht der Menschen hervorbrachte -. denn abgeleitet von „woman“, Frau bedeutete man ursprünglich Mensch
(Anmerk. der Verfasserin: woman wahrscheinlich zusammengesetzt aus womb und man für Bauchmutter).

Selbst im Rom der Kaiserzeit war Man oder Mana die Mutter aller manes oder Ahnengeister. Die Sanskritwurzel man bedeutete „Mond“ und „Weisheit“ und dies waren die beiden wichtigsten Attribute der Großen Göttin. Die heidnischen Skalden dichteten eine Gruppe von Liebesliedern, die dem weiblichen Prinzip des Mondes und seiner irdischen Inkarnation, der Frau geweiht waren; dies waren mansongr, „Frauenlieder“. Die katholische Kirche verbot sie ausdrücklich.

Die englische Isle of Man war früher der Mondgöttin geweiht; diese Mondgöttin war manchmal eine Seejungfrau oder eine androgyne Aphrodite
(Anmerk. der Verfasserin: im Baskischen bedeutet auch heute noch andere/andre „Frau“).

Diese Mondgöttin bewahrte die Seelen der Menschen in „umgedrehten Töpfen“ in Grabhügeln und Bienenkorb-Grabmälern auf.
(Anmerk. der Verfasserin: siehe hierzu auch den Omphalos-Stein in Form eines Bienenkorbes aus Delphi, dem ältesten Orakelort Griechenlands, wobei Delphi Schoß und Gebärmutter heißt).

Die Isle of Man war offenbar eine heilige Toteninsel. Der Name ihrer Gottheit wurde wechselnd mit Man, Mana, Mana-Anna oder Manannan wiedergegeben … Es gab in nahezu allen Sprachen ein Wort wie „Mana“, das immer weibliche Kraft, Mond-Geist, Magie, übernatürliche Kräfte und Gottheit bedeutete … das Mana regierte auch die Unterwelt, die bei den Finnen Manala heißt.

Die Römer kannten eine sehr alte Göttin Mana oder Ma-nia, die das unterirdische Land der schon lange Verstor-benen beherrschte: die Seelen der Verstorbenen, die ma-nes waren ihre Kinder … Mana oder Mania war ein g-bräuchlicher Name für die Große Göttin in ihrer Gestalt als Schöpferin und Himmelskönigin (Mond), denn sie war wie der Mond selbst eng mit den geheimnisvollen Kräften der Frauen verbunden.

Die SkandinavierInnen nannten das Himmelsreich der Göttin Manavegr, „den Mondweg“.

Die KeltInnen bezeichneten es als E-Mania oder Hy Many, das von der Dreifachen Göttin regierte Land. Manchmal war es Emain Macha, das Mondland der Mutter Macha. Ema war laut Cormacs Wörterbuch ein Ausdruck für „Blut“ (ähnlich wie das semitische ima, „Mutter und dam, das gleichzeitig „Mutter“ und „Blut“ bedeutet.
(Anmerk. der Verfasserin: wovon wahrscheinlich das heutige Wort „Dame“ abgeleitet ist. Als Dama blanca wird sie heute noch in den Pyrenäen zwischen Betharram und Lourdes verehrt).

Emain war also das Land des sich erneuernden Mondblutes der Großen Mutter“)
(Walker, Barbara; 1995, Stichwort Man(n) und Mana).

Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass die Bibel im 2. Buch Mose, aber auch der Koran, Manna (hebräisch man) als Himmelsspeise oder Himmelsbrot erwähnt, das die Israeliten während ihres 40-jährigen Herumirrens in der Wüste ernährt haben soll. Immer wieder wurde darüber spekuliert, um welche Speise es sich gehandelt haben könnte, die mit Reif oder Morgentau in Verbindung gebracht werden könnte. Dem Morgentau sind wir ja in dem südspanischen Wall-fahrtsort zur Blanca Paloma nach El Rocío in der Doppelbedeutung mit Fels und Stein schon begegnet. Inter-essant ist in dem alttestamentarischen Zusammenhang aber auch, dass die Israeliten widerspenstig waren und der Aufforderung eines Gott Vaters von den guten Dingen zu essen nicht nachkamen. Tatsächlich handelt es sich hier also um etwas ganz anderes, nämlich um die Weigerung der Israeliten von dem uralten Kult um Gott die MUTTER zu lassen, der auch in Europa weit verbrei-tet war. Der Morgentau, der auch Mondmilch genannt wird und in engem Zusammenhang mit den weit verbrei-teten Schalensteinen (Cups and Rings) steht, ist ein Steinkult aus der Religion von Gott die MUTTER, denn der Morgentau oder die Mondmilch sollten Heilung und Segen bringen. In besonderem Zusammenhang steht der Kult aber mit dem alten Ahninnenglauben, dass die Frauen parthenogenetisch in Verbindung mit Wasser ein Kind empfangen konnten. Derungs schreiben über diesen Morgentau-Steinkult, der auch in Europa und insbesondere in Galicien weit verbreitet war:

Schon frühmorgens gingen Frauen und Männer über die Felder, um die wohltuende Wirkung des Taus zu empfan-gen. Besonders die alten, mit Tau benetzten Steine wurden von den Frauen aufgesucht, um schwanger zu werden. Entweder nackt oder nur teilweise entblößt rieben sie ihren Bauch an einem Block, einen Menhir oder an einem Schalenstein. Vorwiegend die Becken der Schalensteine sollten den Tau oder die Mondmilch aufnehmen und die Empfängnis der Frauen bewirken. Damit haben wir eines der ältesten Rituale wieder entdeckt, das mit den Schalensteinen verbunden ist“.(Derungs Kurt und Isabelle, 2006, S. 142/143).

Text aus: Armbruster, Kirsten:  Der Jacobsweg – Kriegspfad eines Maurentöters oder Muschelweg durch Mutterland? Die Wiederentdeckung der Wurzeln Euopas , Teil 1, 2013, S. 88-91)