Über kirstenarmbruster

Naturwissenschaftlerin und Patriarchatskritikerin

Gedanken zum Luciafest

Heute ist der 13. Dezember, der Tag des Luciafests. Welche sich bereits mit Patriarchatskritik beschäftigt und angefangen hat insbesondere die theologiche Gehirnwäsche der Männermachtideologie des Patriarchats zu durchschauen, weiß, dass es sich immer lohnt der Zahl 13 zu folgen. Und tatsächlich finden wir, immer am 13. Dezember, in weiten Teilen Europas eine Frau, die verehrt wird: Lucia, die Leuchtende. Auffallend inmitten all der Weihnachtsmänner, Nikoläuse, Knecht Rupprechte, den Heiligen drei Königen und nicht zu vergessen: Gott Vater, Jesus, Joseph und nur ein bisschen Maria, als keusche Jungfrau, die ein Kind geboren hat, mit der Betonung auf Jungfrau.

Bild: Schwedische Kinder mit Lichterkranz beim Luciafest, Wikipedia: GNU free

In Schweden spielt das Luciafest eine besonders wichtige Rolle. Und wie überall im Land zu sehen, ist es ein Lichterfest, in dem Mädchen und junge Frauen eine zentrale Rolle spielen. Vor Einführung des gregorianischen Kalenders war hier der 13. Dezember der kürzeste Tag des Jahres. Das Luciafest spiegelt also den Ursprung der Heiligen Nächte um die Weihnachtszeit: Nämlich die Wintersonnenwende, das ursprüngliche Zentrum der geweihten Nächte im dunklen Winter, wo sehnsüchtig die Rückkehr des Lichts gefeiert wurde. Behauptet wird aber selbst im protestantischen Schweden, dass es sich bei der Lucia um die aus Italien stammende Heilige Lucia von Syrakus handeln soll. Die Lucia von Syrakus ist der Legende nach eine der typischen pervertierten Märtyrerheiligen des Frühchristentums, die um Christi willen ewige Jungfräulichkeit gelobt hatte und ihrem Verehrer, der sich in das Leuchten ihrer Augen verliebt hatte, ihre ausgestochenen Augen schickte, um ihn von seiner entflammten Liebe zu „heilen“ (siehe in diesem Zusammenhang auch den irreführenden Begriff „Heiland“). Diese grausamen und lebensfeindlichen Haltungen werden im Patriarchat geheiligt, während dem Wintersonnenfest der gegenteilige Geist, nämlich die Freude am Leben und an den Zyklen der Natur innewohnt.

Aber schauen wir auch unser eigenes Brauchtum um Weihnachten noch einmal genauer an. Tatsächlich haben auch wir auf den Weihnachtsmärkten oder Christkindlmärkten mit ihrem Lichterkult und den festlich geschmückten Tannenbäumen mit dem sogenannten Christkind, die Lucia, die Leuchtende, die Gabenbringerin im Zentrum der Feierlichkeiten, denn nicht zufällig wird das Christkind immer von einer weiß oder gülden gekleideten jungen Frau dargestellt . Und wie jede und jeder sehen kann, passt das überhaupt nicht zur christlichen Weihnachtsgeschichte, die sich ja bekanntlich um den gerade geborenen Knaben Jesus dreht.

Schauen wir uns dazu noch einen anderen Lichtbringer in unseren Überlieferungen an und zwar Lucifer. Wie im Patriarchat üblich, wurde Lucifer, genauso wie die Höhle, die Zahl 13 und insbesondere Freitag der 13. dämonisiert. Lucifer wird mit Satan, dem Teufel gleichgesetzt, der Teufel, der in der Hölle lebt. Tatsächlich steht Lucifer (gerne auch Luzifer geschrieben) in der römischen Mythologie für den Morgenstern, also für den Stern, der nicht zufällig den Namen der Göttin Venus trägt, so wie auch der Freitag bis heute den Namen der Göttin trägt. Freitag leitet sich ab von der germanischen Göttin Freya, im Französischen ist es mit Vendredi die Göttin Venus, ebenso wie im Italienischen Wort Venerdi für Freitag. Die einst heilige Zahl 13 geht auf den ursprünglichen 13-monatigen Mondkalender zurück, der mit dem Zyklus der Frauen viel besser übereinstimmt als der Sonnenkalender und die Lucifer angedichtete Hölle war die einst heilige Höhle, der erste Ort von Bestattungen, der Ort der zahlreichen paläolithischen Gott MUTTER Figurinen und der Höhlenmalereien.

Schauen wir also hinter die angeblich christlichen Kulissen der Weihenächte, erkennen wir auch heute noch die lebenspendende Göttin hinter den blutigen und todessüchtigen Variationen der Gott-Vater-Theologien, die bis in die jetzige Zeit unsere Welt beherrschen und nur Zerstörung zur Folge haben.

Heute fällt der 13. Dezember auf Neumond. Neumond steht traditionell immer für einen Neuanfang. Es ist also ein guter Tag die patriarchalen Riten hinter uns zu lassen und zu verstehen, dass die Natur unsere Lebensgrundlage auf Erden ist und dass wir uns bewusst sind, dass unser Leben von den Zyklen der Natur bestimmt wird, von der Erde selbst, aber auch von der Sonne und von Luna, Frau Mond. In diesem Sinn, ganz ohne irgendeine Form von Märtyrertum können wir dann auch die Weihnachtstage nach Herzenslust und freudig genießen.

Patriarchatskritische Betrachtungen zu den Wagenknecht-Schwarzer-AFD -Waffenstillstand-Friedensutopien

Karte: Die Besatzungszonen in Frankreich im Zweiten Weltkrieg ab Juni 1940; CC BY-SA 4.0

Seit der sogenannten Friedensmanifest-Wagenknecht-Schwarzer-Petition und der darauf folgenden „Friedensdemonstration“ letzten Samstag in Berlin, der sich auch rechtsnationale Kräfte begeistert anschlossen, kommt mir die Karte des besetzten Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs immer wieder in den Sinn.

Ich möchte vorausschicken, dass ich mich, nachdem ich mich jahrelang als Hauptvertreterin der IPKF, der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung, in meinen Veröffentlichungen mit den grundlegenden Kriegsstrukturen des Patriarchats und deren Entstehung beschäftigt hatte, die letzten zwei Jahre verstärkt einerseits mit den Verwüstungen während des Zweiten Weltkriegs durch den diktatorischen Hitler-Faschismus, insbesondere in Frankreich, aber auch mit dem ebenfalls diktatorischen Stalinismus beschäftigt habe. Dazu gehörte das Lesen von Fachliteratur, zwei Reisen in die Bretagne und die Normandie und nach Verdun, wo bis heute überall die Verheerungsspuren der zwei Weltkriege in der Landschaft zu finden sind, aber auch der aus Frauensicht geschriebene sehr empfehlenswerte Roman „Die Nachtigall“ über die Geschichte zweier Schwestern im besetzten Frankreich von der Autorin Kristin Hannah. Da ich eine Schwiegertochter aus Georgien habe, begann ich aber auch, mich mit der Rolle des aus Georgien stammenden Diktators Stalin sowie dessen, ebenfalls aus Georgien stammenden Geheimdienstchefs Berija zu beschäftigen, inspiriert durch das Buch „Das achte Leben“ der georgischen Schriftstellerin Nino Haratischwili. Ebenso las ich aber auch Bücher der estnisch-finnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen. Alle drei von mir erwähnten Schriftstellerinnen verwenden ihren Blick insbesondere auf Frauenschicksale, was ich für ausgesprochen wichtig halte, da ich immer wieder erlebe, dass viele Frauen sich gar nicht für Geschichte interessieren, weil Geschichte immer als History vermittelt wird, als unendliche Aneinanderreihung männlichen Heldentums.

Nun aber zurück zum zweiten Weltkrieg und zur oberen Karte. Der Zweite Weltkrieg dauerte von 1939 bis 1945, also 6 Jahre und er begann mit dem Angriff Deutschlands auf Polen am 1. September 1939. Die Westmächte verfolgten zu dem Zeitpunkt eine sogenannte Appeasement-Politik gegenüber Hitler, die aber in Diktaturen, die strukturell immer auf einem höchst toxischen Herrschaftsmacht-Männlichkeitsbild beruhen, häufig gestützt durch eine ebenfalls männlich beherrschte Theologie, nicht ernst genommen wird. Das Ultimatum seitens Großbritanniens und Frankreich verstrich, woraufhin beide Länder Deutschland den Krieg erklärten, ohne jedoch zu diesem Zeitpunkt groß militärisch einzugreifen. Am 17. September brach der polnische Staat zusammen. Sich beziehend auf geheime Zusatzprotokolle des deutsch-sowjetischen Nichtangriffpakts, dem sogenannten Hitler-Stalin-Pakt griff Stalin Ostpolen an, so dass bereits am 6. Oktober der sogenannte Polenfeldzug beendet war mit 120 000 Toten seitens der polnischen Armee und 917 000 polnischen Kriegsgefangenen. (www.lpb-bw.de: Beginn des Zweiten Weltkriegs). Doch es geht weiter:

Im April 1940 landet die deutsche Wehrmacht in den neutralen Staaten Dänemark und Norwegen. Am 10. Mai überfällt die Wehrmacht die ebenfalls neutralen Staaten Niederlande, Belgien, Luxemburg. Und es geht weiter nach Frankreich. Dort umgehen die Deutschen die sogenannte Maginotlinie, eine Defensivbarrikade an Bunkern entlang der französischen Grenze, welche die Franzosen von 1930 bis 1940 gebaut hatten, um sich vor Angriffen zu schützen und überwinden die Ardennen. Die zweite Defensivlinie, die sogenannte Weygandlinie kann den Angriffen der Wehrmacht ebenfalls nicht standhalten und bereits im Juni 1940 stehen die Deutschen vor Paris. In Frankreich kommt es zu einer Regierungsumbildung, im Zuge dessen Marschall Philippe Pétain, der in Frankreich noch aus dem Ersten Weltkrieg berühmt war als Held von Verdun,, Premierminister wird. Pétain hält weiteren Widerstand für aussichtslos und bittet um Waffenstillstandsverhandlungen. Im Zuge des Waffenstillstandsabkommens in Compiègne wird Frankreich, wie in der obigen Karte dargestellt, aufgeteilt. Der Norden gerät unter deutsche Besatzung, der Süden, rund 40 Prozent der Fläche Frankreichs wird zum sogenannten État francais mit einer neuen Verfassung, die nicht mehr unter den laizistischen französischen Freiheitsbegriffen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit steht, sondern unter den rechtsnationalen Werten: Arbeit, Familie, Vaterland mit einem verstärkten Einfluss der katholischen Kirche. Pétain wird Chef des neuen État francais. Vichy wird der Regierungssitz des neuen Staatsgebildes. Das sogenannte Vichy-Regime ist entstanden.

Nun unterstelle ich mal, dass ein Marschall, der die Grauen des Ersten Weltkriegs erlebt hat und sieht, dass die Wehrmacht militärisch so überlegen ist, dass er versuchte in Frankreich zu retten, was zu retten schien, doch im Nachhinein nützte dieser faule Waffenstillstand nichts. Heute steht das Vichy-Regime vor allem für Kollaboration mit den Nazis in dessen Zuge viele Juden in Konzentrationslager in Richtung Osten deportiert wurden und ebenfalls viele Zwangsarbeiter den Nazis überlassen wurden. Aber es nützte nichts. Bereits 1942 wird nun auch der Süden Frankreichs von den deutschen Nazis besetzt. (mehr dazu u.a. in Wikipedia: Vichy-Regime).

Das ist nur eine sehr verkürzte Darstellung. Was ich jedenfalls sagen will: Frieden erhielt Frankreich jedenfalls nicht durch einen Waffenstillstand unter den Vorgaben einer Hitler-Diktatur, sondern erst durch ein Zusammenwirken der Résistancebewegung, der politischen Exilbewegung von Charles de Gaulle und durch ein entschlossenes Eingreifen der Alliierten.

Nun kann frau natürlich argumentieren, dass zu den Alliierten auch die Sowjetunion gehörte. Ja, das ist absolut der Fall. Auch, dass die Sowjetunion einen ungeheuren Blutzoll mit 27 Millionen Toten zahlte in diesem Krieg. Immer wieder empfinde ich eine ungeheure Last als Angehörige eines Landes, das soviel Leid und Traumata in der Welt verursacht hat und dem müssen wir uns als Deutsche auch immer wieder stellen, nicht nur in Bezug auf den Holocaust an jüdischen Menschen, sondern auch in Bezug auf die vielen Kriegsopfer der Soldaten und der Zivilisten insgesamt. Aber wir können bei dieser Schuldfrage nicht stehen bleiben, sondern müssen den Blick weiten auf patriarchale Gewaltstrukturen in Diktaturen per se. Und da richtet sich der Blick auf Stalin.

Nino Haratischwili weist in einem Interview mit der taz vom 25.2.2023 unter dem Titel „Eine patriarchale gewalttätige Zeit“ auf die falsche Debatte über den Zweiten Weltkrieg hin. Sie sagt in dem Interview:

„Das Problem ist immer noch, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts meist aus westlicher Perspektive erzählt wird. … Und das ist nicht nur die Schuld des Westens, das ist auch unsere Schuld. Weil wir als Stimmen aus dem Osten diese Aufgabe auf globaler Ebene nicht geleistet haben. Man scheitert schon bei der Debatte über den Zweiten Weltkrieg“. (https://taz.de/Georgische-Autorin-ueber-Sowjetunion/!5915231/)

Auf Nachfrage präzisiert sie:

„Mich stört in Deutschland die linke Debatte. Jedes Kind weiß hierzulande, dass Hitler das Böse war. Stalin war genauso ein Diktator wie Hitler und hat Millionen Menschen umgebracht. Das erklärt vieles, warum der Westen Russland zumindest in den letzten 20 Jahren so falsch eingeschätzt hat oder einschätzen wollte. Man muss über den Sowjetsozialismus genauso kritisch reden, wie über den Nationalsozialismus. (dito)

Im weiteren Interview fordert Haratischwili dazu auf, mit dem sogenannten „Westplaining“ aufzuhören. Sie bezieht sich dabei auf ein Interview des bekannten polnischen Autors Szczepan Twardoch in der NZZ vom letzten Jahr.

Haratischwili erläutert in dem Interview mit der taz den Begriff „Westplaining“ weiter:

„Abgeleitet vom feministischen Begriff „Mansplaining“ beschreibt dieser Begriff das Problem, dass der Westen uns erklärt und belehrt, wie wir unsere Geschichte zu sehen haben. Ich schließe mich seinem Appell an. Er spricht mir aus dem Herzen. Hört auf die Stimmen aus den Ländern, die bereits bittere Erfahrungen mit Russland gemacht haben“. (dito)

Der Beitrag Twardochs aus der NZZ vom 6.4.2022 beginnt mit den Worten:

„Liebe westeuropäische Intellektuelle: Ihr habt keine Ahnung von Russland“

Der Artikel von Twardoch enthält viele Gedanken, die wir uns zu Gemüte führen sollten, wir, die wir das Glück haben, nicht mehr in einer Diktatur zu leben, weil wir von den Alliierten unter höchstem Einsatz von ihr befreit wurden.

https://www.nzz.ch/feuilleton/ukraine-krieg-schluss-mit-westsplaining-ld.1676881

Der Waffenstillstand, den die Franzosen damals im Zweiten Weltkrieg mit der deutschen Nazi-Dikatatur geschlossen haben, und der ihnen letztendlich nichts genützt hat, sollte uns ebenfalls zu Denken geben, wenn wir auf einem Podium eine lachende Feministin sehen, die nach eigener Aussage, am liebsten tanzen möchte angesichts einer Demo, wo auch viele Rechtsnationale teilgenommen haben. Westplaining vom Feinsten und das Vichy-Regime lässt grüßen!

Alice im Wonderland

Als interdisziplinäre Patriarchatskritikerin mit herstorischem Durchblick kann frau sich dieser Tage nur noch wundern angesichts der kruden Verbindung zwischen Feminismus und Pazifismus, die Alice Schwarzer, die am meisten hochgejubelte Feministin im deutschsprachigen Raum, gerade verschwurbelt. Da möchte frau doch auf gar keinen Fall mehr „Feministin“ sein. Zum Glück bin ich ja schon länger Patriarchatskritikerin und keine „Feministin“ mehr, sonst würde ich derzeit vor Scham im Boden versinken!

Zu diesem feministischen Pazifismus Geschwurbel fällt mir nur das Lied „Dona nobis pacem“ ein. Gib uns Frieden – HERR! Denn der HERR ist der Ansprechpartner dieses Ausrufs. Dass der HERR jemals Frieden bringen kann, oder in der Vergangenheit jemals Frieden gebracht hat, das ist ja der irregeleitete Glaube des Patriarchats, der verschleiert, dass eben dieser angebliche Friedensfürst immer der KRIEGSHERR schlechthin ist. Und dieser Kriegsfürst will keinen Frieden, sondern Macht. Herrschaftsmacht. Und Blut ist die Währung mit der Herrschaft immer bezahlt wird. Nicht das einst heilige Menstruationsblut, das ohne Verletzung fließt, sondern das Blut aufgrund von Gewalt. Blutrausch. Unterwerfungsrausch. Todesrausch. Angst! Die Drogen, der im Patriarchat hochgezüchteten Toxischen Männlichkeit!

Eigentlich sind diese Mechanismen und Zusammenhänge ja hinlänglich bekannt. Umso verwunderlicher, dass sich eine Feministin zu dieser unsäglichen Opfer-Täter-Umkehr verleiten lässt und damit – selbst mit dem Hintern am warmen Meinungsfreiheitsofen sitzend – alle Menschen verrät, die ihr Leben nicht unter dem despotischen Herrschaftssystem eines KRIEGSHERRN PUTIN und seinen blutrünstigen Schergen verbringen wollen. Widerstand gegen ein solches System sollte doch der Sinn und Zweck von Feminismus sein, statt Kuscheln mit den Tätern!

Shame on you Alice und Sahra!

Und danke an Luisa Francia, die es in ihrem Tagebucheintrag „Luisa in Erstaunen“ vom 17.02.2023 auf den eigentlichen feministischen Punkt gebracht hat, nachzulesen unter: http://www.salamandra.de

Die Transdiskussion: Gefangen zwischen einer Zwei-Geschlechter-Gott-Vater-Biologie und einer Transhumanen-Ich-bin-mein-eigener-Gott-Ideologie

Vulvaritzzeichnungen aus dem Mutterhöhlenheiligtum Tito Bustillo im Schrein der Vulven, Ribadesella, Asturien, Spanien, Datierung: 22 000-10 000 v.u.Zeitrechnung, Foto: Franz Armbruster

Die gegenwärtige öffentliche Transdiskussion irrt seit einiger Zeit, scheinbar unlösbar, zwischen zwei feministischen Strömungen herum: den als TERFS (Trans-Exclusionary Radical Feminism) beschimpften Radikalfeministinnen* (Radfems) und den sich als woke und deshalb besonders modern fühlenden Queerfeministinnen* oder Liberalfeministinnen* (Queerfems oder Libfems). Ein Konsens ist nicht in Sicht. Wenn Feministinnen* sich gegenseitig zerfleischen, freut sich das Patriarchat, denn Krieg ist nicht die „Natur“ des Menschen, sondern nur eine der Hauptstrategien des Patriarchats, wie wir aus den Forschungsergebnissen der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung IPKF wissen. Und wir wissen auch inzwischen: Das Patriarchat als menschliche Kriegsgesellschaft existiert nicht seit Menchengedenken, sondern erst seit der Bronzezeit. Schauen wir uns die Transdiskussion mit dem Wissen der IPKF an, so ist leicht erkennbar, dass beide feministischen Strömungen falsch liegen, beide haben in der Tiefe zu wenig von den Strukturen des Patriarchats verstanden. Schauen wir uns beide Argumentationslinien daher noch einmal genauer an.

Die Position der Radfems, dass es ausschließlich zwei biologische Geschlechter gäbe, vertritt, wie öfters zu lesen ist, eine sogenannte „Schulbiologie„. Diese wird untermauert u.a. durch öffentliche Stellungsnahmen von Biologinnen wie Antje Galuschka, Marie-Luise-Vollbrecht und sogar, wie in emma zu lesen, der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Nüsslein-Volhard erklärt in dem von der emma-Redakteurin Chantal Louis geführten Interview den „Grundkurs in Biologie“ folgendermaßen:

„Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier. Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich. Und wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinigt, entsteht ein neues Wesen“. (Viele Geschlechter? Das ist Unfug!; emma online, 22.8.2022).

Fertig ist die in allen Schulen gelehrte „Paarordnung des Menschen„, die Paarordnung, die die patriarchal monotheistische Gott-Vater-Theologie im Alten Testament und deshalb unumstößlich und ewig gültig verfügt hat und zwar in allen drei sogenannten Buchtheologien – dem Judentum, dem Christentum und dem Islam.

Im 1. Buch Mose lesen wir, dass Gott der HERR den Menschen nach seinem Bild schuf und zwar als Mann und Frau (1. Mose, 1,Vers 28). Den Mann, den eigentlichen Menschen, schuf Gott der HERR aus Staub vom Erdboden (1. Mose, 2, Vers 7). Die Frau, die im Bilde Gottes als Hilfe des eigentlichen Menschen, des Mannes, gedacht war (und immer noch so in Gott Vaters „ewiger Weisheit“ gedacht ist), schuf Gott der HERR aus der Rippe des Mannes, des eigentlichen Menschen. (1. Mose, 2, Vers 21-23).

Biologie auf Schulniveau wird nicht nur auf eben dieser sehr simplifizierenden Art und Weise gelehrt, sondern vor allem auch auf der misogynen Basis dieser Gott-Vater-Zwei-Geschlechter-Schöpfungstheologie, die immer noch das Wertefundament unserer Gesellschaft prägt. Aus der Matrifokalitätsforschung wissen wir, dass diese vom Patriarchat indoktrinierte Paarordnung für Säugetierarten falsch ist, weil, die sich zum Beispiel bei der Menschenfrau über 10 Mondmonate hinziehende biologische Köperarbeit der Mutter während der Schwangerschaft natürlich absolut nicht gleichgesetzt werden kann, mit der einsekündigen Körperarbeit des sexuell beteiligten Mannes, des genetisch beteiligten Vaters, um nur ein Beipiel zu nennen. Und nicht zufällig werden Säugetierarten korrekt als Mammalia bezeichnet, als Wesen, die in erster Linie von der Mama und in zweiter Linie von der matrilinearen Großmutter- Mutterlinie abhängen, weshalb Matrifokalität (Mütter im Focus, Mütter im Zentrum) die biologische Ordnung der Säugetierarten ist und nicht die Paarordnung, schon gar nicht, wie im Patriarchat indoktriniert, die Vater-Mutter-Kind-Ordnung, mit dem erstgenannten Vater als herrschendem Oberhaupt der Familie (mehr dazu in Armbruster, Kirsten: Patriarchatskritik, 2020). Auf einer ausschließlichen heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit biologisch zu verharren, wird der vielfältigen Komplexität der Biologie mit ihrer Fülle von biochemischen Kombinations- und Rekombinationsmöglichkeiten nicht gerecht. Die Transdiskussion wird daher von der Seite der Radfems auf einem patriarchal geprägten falschen Biologieverständnis geführt, das transgeschlechtlichen Menschen ihre Existenz abspricht, bzw. sie in eine psychische Morbidität hineinfabuliert: eine no-way- Argumentation.

Anders, aber nicht besser, sieht es auf der Argumentationslinie der Queerfems aus. Auf der Basis der Thesen einer Judith Butler, die Geschlecht überhaupt nicht mehr biologisch, sondern nur noch sozial gendermäßig konfiguriert definiert, was dann als woke, links- liberal und damit als modern propagiert wird, bewegen wir uns ganz genauso innerhalb einer tief patriarchalen Indoktrination, die, parallel und gleichzeitig zur angeblich biologisch determinierten Zweigeschlechtlichkeit von Gott-Vater verfügt wurde und ebenfalls im 1. Buch Mose festgehalten ist (1. Mose 1, Vers 28), nämlich, dass der Mensch sich die Erde untertan machen soll, mitsamt all ihren Kreaturen. Der Transhumanismus setzt genau auf diesen im Patriarchat tief verankerten unbedingten Wunsch, die Natur zu entmachten. Das ist kein Zufall, denn die Natur gilt bis heute weltweit als Mutter, als Mutter Natur, als Macht des Lebens, Muttermacht, die diamentral entgegen gesetzt ist zur Herrschaftsmacht patriarchaler Väter und Männer mit einem toxisch-patriarchalen Männlichkeitsverständnis, verbunden mit Gewalt- und Tötungsphantasien, denn: Es war schon immer das höchste Ziel des Patriarchats Mutter Natur abzuschaffen und Mütter unter den Herrschaftsbereich von Vätern zu bringen mit dem Endziel, die Mutter durch ein Etwas zu ersetzen, nach dem Motto: Ich bin mein eigener Gott, befreie mich von den“ engen“ Grenzen der Natur und schaffe mir die Welt, wie auch immer sie mir gefällt. Gebären kann dann nicht nur die Mutter, sondern jeder der sich als Mutter identifiziert, oder noch einfacher, eine maschinelle Gebärmutter mit Wunschprogrammierung. Dieses transhumane Wunschprogramm, die Natur zu überwinden mit ihrer Mutter-Lebensmacht (der Macht, Leben zu machen) und der Überwindung des sich in der Natur durch die biologisch verankerte freie Sexualität der Frau (female choice) sich ergebenden Pater incognito, ist genauso Teil patriarchaler Indoktrination, wie die angebliche Paarordnung als heteronormativ zweigeschlechtliche Familiennorm bei Säugetieren. (auch hier verweise ich zur Vertiefung noch einmal auf das erste Standardwerk der Interdiszipinären Patriarchatskritikforschung IPKF: Armbruster, Kirsten: Patriarchatskritik, 2020).

Wenn sich beide feministischen Fronten der Radfems und der Queerfems auf patriarchal vermintem Gebiet bewegen, wo keine Lösung zu finden ist, wie kann dann eine postpatriarchale Lösung des „Transproblems“ aussehen? Sehr einfach, wenn wir die patriarchalem Indoktrinationen in ihrer Tiefe verstanden haben, können wir sie hinter uns lassen. Das bedeutet:

Es gibt viele biologische Formen von Geschlechtlichkeit, weiblich, männlich, intergeschlechtlich und transgeschlechtlich und die wiederum in verschiedenen Variationen, denn Vielfalt ist der Weg der Natur, Monismus oder Dualismus hingegen der zerstörerische, einengende und falsche Weg des Patriarchats. Der größte gemeinsame Nenner bei allen Säugetierarten ist die Tatsache, dass alles Leben durch Mütter ins Leben getragen wird. Das ist die sogenannte Natürliche Integrative Ordnung der Mutter, die NIOM-Ordnung. Welche Form von Geschlechtlichkeit letztendlich im mütterlichen Körper herausgebildet wird, unterliegt nicht nur der Zusammensetzung der Geschlechtschromosomen X und Y, sondern wesentlich auch der, den Embryo umgebenden Umwelt, also dem Körper der Mutter. Bisher verstehen wir noch extrem wenig, wie Geschlechtlichkeit sich tatsächlich biologisch herausbildet. Was sich aber abzeichnet ist sehr deutlich, dass epigenetische Einflüsse, wesentliche Faktoren sind bei der Entwicklung von Leben und damit auch von Geschlechtlichkeit.

Das bedeutet: die Gesellschaft muss sich öffnen für Intergeschlechtlichkeit und für Transgeschlechtlichkeit, und diesbezüglich auch die geltenden entwürdigenden Gesetze verändern, aber nicht nur das. Wir müssen auch unsere Geschlechtsstereotypen insgesamt verändern und aus den bis heute geltenden engen Kategorien befreien, hin zu genderfluid:

Wenn wir dadurch die Biologie von ihren patriarchal-dogmatischen Zuschreibungen befreien, dann können wir alle so bunt leben, wie es die Natur eigentlich für uns vorgesehen hat.

Ob operative Geschlechtsumwandlungen und vielleicht sogar hormonelle Behandlungen dann überhaupt noch nötig sind, lasse ich mal offen, denn, wenn ich gar nicht in einem „Falschen Geschlecht“ geboren werde, kann ich mich vielleicht mögen, so wie ich bin, vorausgesetzt die Gesellschaft akzeptiert diese Geschlechtervarianz ebenfalls. Befreiung von der patriarchal dogmatisierten Dualität der Geschlechter öffnet den Raum für Variationen von weiblich, männlich, intergeschlechtlich, transgeschlechtlich, letztendlich non-binär. Der größte verbindende Faktor der Menschheit ist, dass wir alle jenseits von Rasse, Religion, Geschlecht, Nationalität von Müttern ins Leben getragen werden. Ein dickes Dankeschön an die Mütter dieser Welt ist an dieser Stelle angebracht!

Kirsten Armbruster: Meine Stellungsnahme zum Thema Trans aus Sicht der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung IPKF

Nachdem ich immer wieder angeschrieben werde, doch bitte zum Thema Trans noch einmal Stellung zu beziehen, habe ich mich entschlossen, dem auch noch einmal in Kurzform an dieser Stelle zu entsprechen. Ich weise aber darauf hin, dass ich mich bereits 2021 in meinem Buch „Patriarchatskritik“ (S: 563-604), in einem eigenen, 40-seitigen Kapitel mit dem Titel „Homosexualität, Intersexualität, Transsexualität und transhumaner Transgenderismus – eine differenzierte Analyse aus Sicht der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung (IPKF)“ mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Hier also ein paar Schlussfolgerungen in Kurzform:

Grundsätzlich halte ich es für falsch von Transsexualität zu sprechen. Ich preferiere hingegen den Begriff Transgeschlechtlichkeit, weil es beim Thema Trans nicht um Sexualität geht, sondern um das Verständnis von Geschlecht, was etwas völlig anderes ist.

Die Ergebnisse der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung IPKF haben mich dazu gebracht, von der Natur und der Biologie her zu denken. Dabei habe ich freigelegt, dass unser heute übliches Denken von der Mann-Frau-Paarordnung her, nicht nur aufgrund seinem Gefangensein in der heteronormativen Sexualitätsvorstellung für Mammaliaarten, also alle Säugetiere einschließlich der Menschenart, völlig falsch ist, sondern, dass dies auch auf der Fortpflanzungsebene nicht stimmt. Unsere gesellschaftliche Codierung auf 50 % Vater + 50 % Mutter= Kind, wobei der Vater noch dazu an erster Stelle genannt wird, ist biologisch völlig falsch und beruht auf der patriarchalen Gehirnwäsche, der wir alle ausgesetzt sind. Hierzu habe ich in meinem Buch „Patriarchatskritik“ zwei Kapitel geschrieben, einmal das Kapitel „Von mutterbiologischen Tatsachen und dem patriarchalen Dogma von männlichem „Samen“, der Mütter zu passiven Gefäßen des Mannes degradiert“ (S.38-51) und das Kapitel „Männlicher Fruchtbarkeitswahn als Grundlage des Patriarchats“ (S. 114-153). Das erstgenannte Kapitel ist auch über die Suchfunktion in diesem Blog lesbar.

Das Ergebnis der IPKF kurz zusammengefasst: Bei allen Mammaliaarten steht nicht die Paarordnung Frau-Mann im Zentrum von Biologie, sondern die Mutter und bei Menopausenarten, zu denen der Mensch sogar in herausragender Art gehört, ist hinzukommend noch in besonderer Weise die Mutter-Großmutterlinie für das Überleben der Art elementar. Auch hierzu habe ich in meinem Buch „Patriarchatskritik“ ein ganz eigenes Kapitel geschrieben, nämlich „Großmütter und Mütter als Trägerinnen menschlicher Evolution“ (S. 293-304). Ich habe dazu den Begriff der „Natürlichen Integrativen Ordnung der Mutter (NIOM)“ geprägt. Der Mann ist Teil dieser NIOM-Ordnung, denn die Natur hat es im Laufe der Evolution so angelegt, dass nicht das Männliche das Männliche zur Welt bringt und die Frau das Weibliche, sondern, dass die Mutter alles Leben zur Welt bringt. Dass wir heute gefangen sind im Paardenken ist also nicht natürlich oder biologisch, sondern Ergebnis einer mit Gewalt durchgesetzten männlichen Hybrisnormierung, dem Kern der patriarchal erzählten Geschichte der „Sieger“. Und wie Gehirnwäsche funktioniert, können wir ja heute täglich ganz besonders gut nachvollziehen in den putinschen Verdrehungen, die eine am gesunden Menschenverstand zweifeln lässt.

Fängt eine hingegen an, von der Mutter als Beginn allen menschlichen Lebens zu denken, können wir erkennen, dass nicht das Paar, sondern Matrifokalität die biologische Ordnung des Menschen ist und dass der Mann als biologischer Vater einen wichtigen, aber im Verhältnis zur Mutter einen sehr gerigen Anteil an der Fortpflanzung trägt. (auch dazu mehr in meinem Buch Patriarchatskritik). Matrifokalität bedeutet hierbei ganz einfach: Mütter im Focus, Mütter im Zentrum. Es ist die logische biologische Ordnung des Menschen und hat nichts mit Matriarchat zu tun.

Nähern wir uns unter dieser Prämisse dem Thema der Transgeschlechtlichkeit, sehen wir, dass sich die beiden „Kriegsparteien“ in der öffentlichen Diskussion, die insbesondere bei Twitter mit heftigen Bandagen ausgetragen wird, dass also auf der einen Seite die TRA´s, die sogenannten Transaktivisten und auf der anderen Seite die Radfems, die sogenannten Radikalfeministinnen im Grunde genommen beide die nicht menschenartgerechte Paarordnung als Denkgrundlage verwenden. Die Tra`s bestehen darauf als Frauen oder Männer anerkannt zu werden, obwohl ihre sekundären Geschlechtsmerkmale dem gegenteiligen Geschlecht zugeordnet werden und die Radfems bestehen darauf, dass es ausschließlich 2 Geschlechter gibt. Geschlecht leiten sie dabei von den äußeren Geschlechtsorganen und chromosomal ab, also von den X und Y-Chromosomen. Ich halte beides für falsch, denn die männlich-weibliche Normierung ist die typische patriarchale Paar-Normierung, während die Mutter-Normierung im Patriarchat unsichtbar gemacht und unterschlagen wird.

Die Lösung des innerhalb der patriarchalen Paarordnung unlösbaren Problems liegt darin, nicht mehr vom Paar her zu denken, sondern von der Mutter her zu denken, denn im Körper der Mutter beginnt die Geschlechtsentwicklung. In meinem Buch „Patriarchatskritik“ habe ich daher in dem Unterkapitel Transgeschlechtlichkeit (S. 586-598) darauf hingewiesen, dass der Embryo nicht losgelöst vom Körper der Mutter her gedacht werden kann mit all den komplizierten biochemischen Interaktionen im Laufe der Schwangerschaft, von denen wir bis heute kaum etwas verstehen. In dem Zusammenhang habe ich vorgeschlagen als Modell zur Geschlechtsentwicklung zum besseren Verständnis ein Vierfaktorenmodell als Grundlage heranzuziehen, wonach sich das biologische Geschlecht beim Menschen nicht nur aus dem genetischen Geschlecht, das durch die Geschlechtschromosomen X und Y abgeleitet wird, aus dem gonadalen Geschlecht, das von den Ovarien und Hoden abgeleitet wird, vom phänotypischen Geschlecht, das von den inneren und äußeren Geschlechtsorganen abgeleitet wird, sondern noch von einem weiteren geschlechtsbestimmenden Faktor, nämlich dem von mir sogenannten Gehirngeschlecht. Das beruht auf den Erkenntnissen, dass aus neurowissenschaftlicher Sicht bekannt ist, dass Sexualhormone für geschlechtsspezifische Dimorphismen der Gehirnentwicklung und die Herausbildung geschlechtstypischer Verhaltensweisen mitverantwortlich sind. Beim Embryo haben wir es aber nicht nur mit diesebezüglichen Einflussfaktoren des Embryokörpers zu tun, sondern auch mit weiteren hochkomplexen möglichen Interaktionen seitens des Körpers der Mutter. Da wir alle inzwischen wissen, dass Forschung auch heute noch vor allem männernormiert ist, ist es auch sofort verständlich, dass wir bezüglich einer Mutterkörperforschung noch immer völlig im Dunkeln tappen.

Ich gehe inzwischen davon aus, dass Transgeschlechtlichkeit eine biologische Tatsache ist, auch wenn uns – wie gleichfalls bei Homosexualität und Heterosexualität – messbare physiologische Parameter bisher fehlen. Ich gehe davon aus, dass Transmänner und Transfrauen Ausdruck einer biologischen Geschlechtervielfalt sind und zwar innerhalb der mütterlichen Ordnung NIOM, die immer integrativ ist. Ich denke, dass unsere falsche, dem Patriarchat geschuldete Paar-Normierung, Schuld daran trägt, dass Menschen sich im falschen Körper geboren fühlen. Ich habe große Zweifel daran, dass Operationen und /oder vielleicht auch Hormonbehandlungen wirklich für ein gutes Leben notwendig sind, vorausgesetzt wir würden nicht in einer patriarchalen heteronormativen Welt leben, noch dazu mit völlig patriarchtsverqueren Gendervorstellungen.

Kurzfazit:

Ich halte die derzeitige Diskussion zum hochkomplexen Thema der Transgechlechtlichkeit als nicht zielführend und nicht lösungsorientiert und insbesondere Twitter mit seinen emotional-toxischen Algorithmen für völlig kontraproduktiv. Es ist richtig und wichtig Transgeschlechtlichkeit gesellschaftlich Raum zu geben. Da ich persönlich, wie schon oft erläutert, Psychologie für tief patriarchal normiert halte, und es, wie auch bei Homosexualität keine eindeutigen messbaren biologischen Parameter gibt, da wir also bisher sehr wenig biologisch von dem Thema verstehen, halte ich das geplante Self-ID Gesetz zurzeit für den einzig gangbaren politischen Weg Betroffenen gesellschaftlich Raum zu geben, so wie auch Homosexuelle oder Bisexuelle selbstbestimmt ihre sexuelle Präferenz kennen und leben können sollten, was ja auch längst noch nicht überall der Fall ist.

Transgeschlechtliche müssen und sollen in unserer Gesellchaft sichtbar sein, sollen politische Ämter bekleiden. Ich halte daher die Argumentation der Radfems für falsch, weil sie Transgeschlechtlichkeit mit ihrem Beharren auf ausschließlich zwei biologische Geschlechter die Existenz absprechen, was natürlich Teil der Aggresssionsspiralbubble ist, in der sich diese Diskussion bisher bewegt. Ich halte aber auch die Idee einer Judith Butler, das Geschlecht sei nicht biologisch sondern nur sozial begründet und den auf dieser Basis entwickelten transhumanen Transgenderismus für regelrecht absurd. So, wie die Natur die Grundlage des Lebens insgesamt ist, ist Biologie auch immer die Grundlage menschlichen Lebens. Daher macht es keinen Sinn von der Seite der TRA´s her zu brüllen: Transfrauen sind Frauen und in dem Zuge Frauenräume mit Gewalt zu okkupieren. Nein, sind sie nicht: Frauen sind Frauen, Transfrauen sind Transfrauen, Männer sind Männer und Transmänner sind Transmänner.

Vielfalt und in diesem Fall Geschlechtervielfalt ist der Weg der Natur. Und, da wir leider immer noch mitten im Patriarchat leben, müssen beim Umgang mit dem Thema Transgeschlechtlichkeit die berechtigten Befürchtungen der Radfems berücksichtigt werden, die da sind: Es muss reine Frauenräume und auch reine Frauenschutzräume geben, zum Beispiel im Sport, zum Beispiel in Gefängnissen, zum Beispiel in Frauenhäusern, zum Beispiel in Verbindung mit der Ausübung der freien sexuellen female choice insbesondere auch bei Lesben. Und es muss bei Jugendlichen und zunehmend gerade auch bei weiblichen Jugendlichen die weibliche geschlechterimmanente patriarchale Diskrimierung bei dem Wunsch nach einer Transition unbedingt Berücksichtigung finden, sonst machen wir uns mit dem Einsatz von Pubertätsblockern schuldig. Hier liegt mein größtes Unbehagen. Kein Problem habe ich hingegen mit älteren Männern, die sich erst sehr spät als Trans outen. Ich denke, dieses Phänomen ist der Tatsache geschuldet, dass es durch unsere patriarchale Indoktrination für diese Menschen all die Jahre gar keinen Raum und keinen Platz und auch keine Worte gab, sich zu outen.

Und so sitze ich als Interdisziplinäre Patriarchatskritikforscherin zwischen allen Stühlen. Kein einfacher und kein bequemer Platz, aber vielleicht auch ein Platz, eine Brücke zu schlagen.

Patriarchat und Krieg sind Synonyme – eine klärende herstorische Sicht

Wie wir heute an dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine täglich sehen können, der nach russischer Indoktrinierung nicht als Krieg bezeichnet werden darf, arbeitet das Patriarchat immer mit dem Propagandamittel der Gehirnwäsche. Zur historischen Patriarchatspropaganda gehört die Behauptung, dass es Krieg schon immer gab, dass Krieg sozusagen dem Menschen innewohnt. Die Interdisziplinäre Patriarchatskritikforschung IPKF, die die Herstory und damit den wesentlich längeren Zeitraum menschlicher Geschichte wieder frei gelegt hat, hat dies als eine der Fundamentallügen des Patriarchats entlarvt, genauso wie die paläoanthropologische Erzählung vom Jäger als evolutionärem Kulturträger der Menschheit.

Archäologisch ist erste Gruppengewalt im Neolithikum nachweisbar (eine Zusammenstellung in Form einer Zeittafel findet sich hierzu in meinem Buch „Patriarchatskritik“ in dem Kapitel “ Die Entstehung des Patriarchats – eine ideologische und zeitliche Einordnung“ (2021, S. 114-153)).

Der Umbruch einer ursprünglich menschlichen und damit friedlichen herstorischen matrifokalen Kultur zu einer Kriegsgesellschaft lässt sich aber ganz deutlich zeitlich der Bronzezeit zuordnen, in der die historische Geschichtsbeschreibung sich Bahn bricht, die bis heute einhergeht mit einer heldenhaften Verklärung von Pferde missbrauchenden, Metallwaffen verwendenden einfallenden Männerhorden mit einem toxischen Männlichkeitsbild, dem patriarchalen Männlichkeitsbild. In Alteuropa können wir dies historisch festmachen an der von Marija Gimbutas erstmals beschriebenen indoeuropäischen Kurganinvasion, ausgehend von der Jamnaya- und Maikop-Unkultur aus den russischen Steppen ab circa 3200 v.u. Zeitrechnung. (Gimbutas, Marija; Die Zivilisation der Göttin, 1996). Erinnerungen an diese Zeit kommen daher hoch:

Archäogenetisch lässt sich heute nachweisen, dass dieser toxisch-männliche Überfall in eine weitgehend friedliche Kultur mit unbefestigten Siedlungen in Alteuropa zu einer starken Verschiebung auf dem Y-Chromosom in Richtung Steppengene geführt hat, was bedeutet, dass die indigenen alteuropäischen Männer entweder versklavt oder getötet wurden. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass die Durchsetzung der y-chromosomalen Steppengene – in Deutschland beträgt die Veränderung 70 %, in Großbritannien, Spanien und Portugal sogar 90 % -, dass hierzu die indigenen Frauen Alteuropas vergewaltigt wurden, denn es ist nicht vorstellbar, dass diese sich mit den einfallenden Gewaltverbrechern freiwillig paarten. (siehe hierzu Armbruster, Kirsten: Patriarchatskritik, 2021, dito mit weiteren Quellenangaben).

Oft wurden wir interdisziplinären Patriarchatskritikerinnen* die letzten Jahre gefragt, ob sich denn die indigenen friedlichen Kulturen damals nicht gewehrt hätten. Davon ist auszugehen, denn sich und seine Kinder zu verteidigen ist ein Urinstinkt des Lebens, aber angesichts der toxisch-männlichen Gewaltbereitschaft, der Übermacht der Metallwaffen und der Beweglichkeit im Zuge der Pferdezucht, die erstmals 3700 v.u.Zeitrechnung in der Botaikultur in den kasachischen Steppen nachgewiesen wurde, also angesichts dieser patriarchalen Übermacht, gab es für die friedliche Kultur Alteuropas keine Überlebenschance.

Wer den damaligen mit Gewalt durchgesetzten Umbruch einer ursprünglichen, da alle Menschen von Müttern ins Leben getragen werden matrifokal- menschenartgerechten herstorischen Lebensweise hin zu einem historischen Kriegszeitalter in der Bronzezeit – nicht nur in Europa sondern auch in vielen anderen Gegenden der Welt – verstanden hat, der weiß auch, dass der heutige von vielen leider auch in feministischen Kreisen zur Schau gestellte harmoniesüchtige Pazifismus jeder realen Gesellschaftsgrundlage entbehrt. Solange es auf der Welt noch so viele dominante autoritative patriarchale Männerhorden mit ihrem toxisch-größenwahnsinnigen Männlichkeitsbild gibt, so lange wird das Kriegszeitalter kein Ende haben. Und so lange den damit einhergehenden politischen Theologien, die sich als „Weltreligionen“ getarnt haben immer noch so breit gesellschaftlich gehuldigt wird, so lange wird der Krieg durch diese theologische Komponente, die immer eine toxisch-männliche ist, kriegsideologisch verstärkt werden, denn im Namen eines männlich geprägten Gottesbilds, passieren immer die schrecklichsten Kriege.

Das gilt im Kleinen in den privatpolitischen Alltagsbeziehungen mit toxisch-patriarchalen, nicht zufällig oft streng gläubigen Männern, die immer wieder zu systemimmanenten Vergewaltigungen und Femiziden führen. Es gilt auch auf geopolitischer Ebene, wo eben diese Gruppen immer wieder Kriege losbrechen – grundlos, denn es gibt keinen Grund und sie brauchen auch keinen Grund für ihre Gewalt. Das zu verstehen ist wichtig und zwar proaktiv, weil reaktiv ist es immer wesentlich schwieriger solchen Situationen zu entkommen. Das heißt auf privatpolitischer Ebene für Frauen: Paart euch, wenn immer es euch möglich ist, nicht mit solchen Männern. Auf geopolitischer Ebene bedeutet es: Wir müssen uns bis auf die Zähne bewaffnen und sollten keinen Handel mit solchen männlich-autoritativen Strukturen treiben und für beide Ebenen: Niemand sollte naiv gegenüber dem Patriarchat sein! Dazu ist es enorm hilfreich, die Gehirnwäscheindoktrinationen des Patriarchats wirklich verstanden zu haben. Die Interdisziplinäre Patriarchatskritikforschung IPKF liefert dazu die Basis.

Fazit: Ich, als patriarchatskritische Denkerin, bin politisch einverstanden mit den klaren Sichtweisen, deutlichen Worten und Anschubhandlungen von Annalena Baerbock, Marie-Agnes-Strack, Marieluise Beck und Anton Hofreiter, weil sie der Verteidigung dienen. Und ja, ein Atomkrieg ist durchaus real. Er wird aber noch realer, je mehr Schwäche gezeigt wird. Tatsächlich ist das im Kern feministische Außenpolitik, eine Politik, die nicht zulässt, dass Frauen reihenweise vergewaltigt werden und Gewalt und Zerstörung in einer Opferhaltung zwar klagend, aber letzendlich hingenommen werden.

Nein, wir müssen uns mit aller Kraft und mit aller Macht und geschlossen den toxischen kriegerischen Männerhorden entgegenstellen, im aktuellen Fall den toxischen Männerhorden des KGB.

Anne Spiegel – mutterseelenallein: Die skandalöse Tragik von Müttern im Patriarchat!

Ein erschütterndes Bild die öffentliche und offen gezeigte Verzweiflung von Anne Spiegel, Familienministerin mit vier kleinen Kindern, die angetreten war, um die Situation von Familien, die Situation von Müttern, die Situation von Kindern in Deutschland kraft ihres Amtes zu verändern.

Die Twitterkommentare, die meisten Kommentare der Presse, insbesondere männlicher Kommentatoren entlarvend vernichtend. Weg damit aus der Öffentlichkeit, dem Raum der Politeia, dem gerade auch in der Demokratie seit der Antike von Männern definierten Raum, von Männern definiert, die natürlich trotz Familie immer den Rücken frei hatten, frei gehalten von Frauen, von Müttern, abgeschoben in den unsichtbaren Raum des Privaten, dem als unwichtig definierten Raum, tatsächlich aber der Raum des Raubes. Nicht zufällig stammt das Wort privat von dem lateinischen Wort privare und das bedeutet nichts anderes als rauben.

In Wahrheit zeigte das Bild des Jammers, das Anne Spiegel den Mut hatte in der Öffentlichkeit zu zeigen aber die Realität sehr vieler Mütter nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, insbesondere in Zeiten von Corona, wo zusätzlich zur Berufstätigkeit und dem schon in normalen Zeiten zerreißenden Familienmanagement weitere Betreuungs- und Bildungsarbeiten auf Familien abgewälzt wurden und zwar insbesondere auf Mütter, aber das wollen wir nicht wissen, nicht sehen, nicht hören.

Einhellige Rücktrittsforderung, wenn öffentlich sichtbar wird, dass das Kleinfamilienmodell unserer Gesellschaft nicht gut funktioniert und zwar nicht als Einzelfall, sondern gesamtgesellschaftlich. Rücktrittsforderung, wenn eine in der Öffentlichkeit sagen muss, dass sie in „Urlaub“ geht. Urlaub? Welcher Urlaub mit vier kleinen Kindern?

Wäre unsere Gesellschaft wirklich patriarchatsaufgeklärt und modern, dann wäre Anne Spiegel nicht gezwungen gewesen sich in einem Lügengeflecht zu verirren.

Dann hätte sie offen kommunizieren können, dass ihre Familie durch Corona in eine Notsituation gekommen ist – wie so viele Familien weltweit.

Dann hätte sie nicht von Urlaub sprechen müssen, sondern hätte von dringend zu vollbringender Carearbeit sprechen können, Carearbeit, die in unserer Gesellschaft systemimmanent unsichtbar gemacht worden ist, Carearbeit, die nicht nur gesellschaftsbildend ist, sondern die Hauptvoraussetzung für Gesellschaft, denn, wenn Mütter keine Kinder gebären würden, hätten wir weder Arbeiterinnen* noch Kundinnen*, unser Wirtschaftssystem wäre damit obsolet. Und nicht nur das, sondern es gäbe schlichtweg kein Menschen-Leben.

Dann hätte Anne Spiegel auch viel leichter um Hilfe bitten können, entweder direkt für die Familie oder aber als beruflich-politische Teamentlastung in der alle erschütternden und überfordernden Ausnahmesituation im Ahrtal, infolgedessen merkwürdigerweise nur zwei Frauen zurücktreten müssen, was doch sehr zu denken gibt. Aber patriarchatsimmanent haben wir ja nun zum Glück zwei Sündenziegen gefunden, die für das gesamtgesellschaftliche Versagen an den öffentlichen Pranger, den Pranger der männerdefinierten und -dominierten Politeia gestellt werden und basta! Alles wie gehabt! Wie geht noch mal die biblische Schöpfungsgeschichte eines Vater-Gottes, der Eva und damit alle Frauen definitorisch zur Sündenziege erklärt hat???

Dabei brauchen wir dringend mehr Frauen und insbesondere mehr Mütter in der Politik, damit die unmenschliche Fassade unserer Gesellschaft öffentlich wird. Wir brauchen nicht nur eine feministische Außenpolitik, sondern ebenso eine feministische Innenpolitik und genau brauchen wir eine Politik, die nicht vom Vater her denkt, wie das Patriarchat, sondern von den Müttern, die nun mal, wie bei allen Mammalia-Arten Ausgangspunkt menschlichen Lebens sind.

Danke Anne Spiegel, dass du wenigstens versucht hast, den öffentlichen Raum menschlicher zu machen.

Der Ukrainekrieg – ein Kreuzzug der russischen Orthodoxie ?

Der sogenannte Sonnentempel auf der Insel Krim, eine Felskreislandschaft in der Ilyas-Kaya; Foto: Elena Stadler auf der Website http://www.naturwissen.com nach Boris Bojtschenko frei zur privaten Verwendung

Der Ukrainekrieg, der uns dieser Tage so beschäftigt, begann eigentlich schon 2014, mit der russischen Besetzung der Krim. Und, um den jetzigen Krieg besser zu verstehen, lohnt es sich, sich noch einmal näher mit dem putinschen Blick auf die im Schwarzen Meer gelegene Halbinsel Krim zu beschäftigen.

Aus der IPKF, der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung wissen wir, dass die enge Verknüpfung von Politik und Theologie in Verbindung mit dem Mittel des Krieges das Hauptdreibein des Patriarchats ist. Wohlgemerkt von Theologie, nicht von Religion im ursprünglichen Sinn eines mütterlichen Gottesbildes, das im natürlichen Kreislauf des Lebens und Sterbens verankert ist, sondern von Theologien, die immer auf einem männlichen Gottesbild fußen und auf einem Kriegsgewaltmonopol des Sterbens, diktiert von einem Herrscher und völlig losgelöst von dem Kreis des Lebendigen. Wo aber ist der theologische Aspekt des heutigen Krieges? Schauen wir dazu noch einmal genau auf die Krim.

Die Krim hat bis heute landschaftsmythologisch unter anderem in einem Felsenkreis die einstige Heiligkeit der Landschaft bewahrt, die Heiligkeit von Mutter Erde, Frau Mond und Frau Sonne, der ursprünglichen Religion der kosmischen göttlichen Mutter, die wir in Europa von den westlichsten Gegenden in Spanien und Frankreich bis zu den östlichen sibirischen Gebieten Europas wieder aus den patriarchalen Überformungen befreit haben. (Armbruster, Kirsten: Patriarchatskritik, 2021 siehe Gott MUTTER Figurinen im Paläolithikum und im Neolithikum S. 436-518). Und so, wie wir in Westeuropa vor allem am weit verzweigten Jacobsweg die christlichen Überlagerungen der urspünglichen Religion, dort in katholischer Prägung, abräumen können (siehe: Armbruster, Kirsten: Der Jacobsweg und der Muschelweg, 2013 und 2014), so finden wir diese christlichen Überlagerungen auch auf der Insel Krim, hier im Gewand der russisch-orthodoxen Ausrichtung

Die Neue Züricher Zeitung schreibt 2016 zum Anspruch Russlands auf die Krim unter der Überschrift: „Die Krim wird zur „heiligen Erde“ stilisiert“:

„Um den Machtanspruch Russlands auf die Krim zu stützen, schrecken linientreue „Historiker“ vor wilden Geschichtsspekulationen nicht zurück. Ziel ist eine Umschreibung der abendländischen Chronologie“ (NZZ, Ingold, Felix, Philipp: 30.11.2016)

Bezug genommen wird dabei u.a. auf einen Schrein im Uspenski-Felsenkloster auf der Halbinsel Krim, wo angeblich im 12. Jahrhundert die Gottesmutter Maria gelebt haben soll.

Felshöhlen des Uspenski-Klosters; CCBY-SA3.0; GNU Free License

In einer programmatischen Rede zur Lage der Nation rechtfertigt Putin die Annektion der Krim damit,

dass die Halbinsel im Schwarzen Meer für Russland so heilig sei, wie der Tempelberg für jene, die sich zum Judentum oder zum Islam bekennen“. (NZZ, 2016, ebenda).

Der theologische Anspruch Russlands auf die Krim wird mit den Forschungen des Mathematikers Anatoli Formenko begründet, der an der Lomonossow-Universität in Moskau in einem eigenen Institut Hunderte Computerwissenschaftler, Historiker, Linguisten, Geologen und Archäologen um sich geschart hat. Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu:

„Was Sie beweisen möchten, mit neuesten Methoden und uralten Mythen, ist nichts anderes, als dass tausend Jahre Weltgeschichte im Rahmen des größten Betrugs aller Zeiten nicht einfach verfälscht, sondern schlicht erfunden wurden. Jesus sei in Wahrheit 1053 auf der Krim geboren worden, wo die Bibel auch spiele, ehe sie nach Judäa und Galiläa verlegt wurde. Auf der Krim war es, dass nicht nur das Christentum, sondern das Abendland selbst erfunden und die Weltzivilisation von der russischen Kultur angestoßen wurde. Erst im Lichte dieser Erkenntnis versteht man so recht, warum Russland die Krim, von der alles ausging, unbedingt zurückhaben wollte“. (Gauß, Karl-Markus: Jesus aß Gulasch beim letzten Abendmahl, Süddeutsche Zeitung, 2.5.2019).

Nimmt frau hinzu, dass es im Oktober 2018 zu einer Trennung der russisch-orthodoxen Kirche vom orthodoxen Patriarchen von Istanbul (Konstantinopel) kam, weil dieser die Gründung einer eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukarine unterstützt hatte, was de facto eine Aufspaltung der orthodoxen Kirche ist, wird deutlich, dass der heutige Ukrainekrieg eine wesentliche theologische Komponente hat, was dem Krieg, wie allen Kreuzzügen eine fanatische Komponente verleiht, die bisher in der politischen Diskussion völlig außer Acht gelassen wird, die Gefährlichkeit dieses Krieges aber potenziert.

Ins weitere Blickfeld gerät dabei auch die geopolitische und geographische Achse nach Serbien, mit dem putinfreundlichen Ungarn als Pufferstaat, denn auch in Serbien finden wir die orthodoxe Form des Christentums. Soll auch diese – nach der Ukraine – wieder eingegliedert werden in die russische Orthodoxie, heim ins großrussische Reich des heutigen Zaren Putin? Und sind wir bei der politischen Einschätzung des Ukrainekriegs auf deren theologisch-fanatischer Komponente in Form eines groß angelegten orthodoxen Kreuzzugs mental vorbereitet. Ich fürchte nicht. Ich halte es aber für sinnvoll, diesen theologischen Machtaspekt im Blick zu haben, denn im Namen eines männlichen Gottes werden ideologisch die erbittersten und skrupellosesten Kämpfe geführt, denn die Belohnung wartet ja dann im Himmel, nicht auf Erden.

Internationaler Frauentag 2022: Die Angst des Patriarchats vor dem Postpatriarchat

Foto: Die Göttin Kali ; Wikimedia Commons public domain

Ein neuer Krieg in Europa erschüttert die Welt. Grauenvolle Bilder der Zerstörung, des Leids, des Sterbens, der Trennung und der Verzweiflung, die wir auf diesem Kontinent glaubten, hinter uns gelassen zu haben, erschüttern uns alle. Angst, Panik, Fassungslosigkeit, Mutlosigkeit, Depression lösen diese Bilder aus, aber auch Zorn, Kreative Widerstandskraft, Hilfsbereitschaft, Solidarität, große Solidarität über weite Teile der Welt hinweg. Überraschungseffekte auf beiden Seiten:

Auf der einen Seite die totalitär-autoritativ-patriarchal-hierarchisch-pyramidal geführten politischen Machtsysteme, die sich auf der UNO-Vollversammlung dieser Tage frontal taktisch offenbaren mussten und als Haupterkennungsmerkmal immer das vergewaltigungsbereite Männerhordensyndrom haben. Das Patriarchat, wie es sich seit der Bronzezeit, wie ein pandemischer Virus auf der ganzen Welt ausgebreitet hat und dem wir naiv-handel-durch-wandel-wirtschaftsgläubig über Jahre hinweg viel zu viel haben durchgehen lassen. Auf der anderen Seite, eine wundervolle und kreative Vielfalt des Widerstands über Ländergrenzen, Geschlechtergrenzen, Rassengrenzen hinweg, eine Solidarität des Widerstands, mit dem das Patriarchat nicht gerechnet hat, in dem auch Frauen das Sagen haben und feministische Männer und vor allem die Natur.

Ich möchte Hoffnung machen in dieser momentanen Welt des Grauens und euren Blick richten auf die Schwarze Göttin Kali, die das Sterben wandeln kann in neues Leben, die für mich die Macht der Natur verkörpert, die Natur, die dem Patriarchat die Grenzen setzen wird, denn egal wie sehr sie wüten die Patriarchaen dieser Welt, es liegt nicht in ihrer Macht, das Leben zu töten. Es ist schlicht nicht ihr Machtbereich. Das Leben ist stärker, die Natur ist stärker als das Patriarchat. Die Natur ist Müttermacht. Brausend und wild in ihren Stürmen, alles hinwegfegend in ihren Wasserfluten, alles in Schall und Rauch auflösend in ihren gleißenden Feuern und die höchsten Türme dieser Welt zerbröckeln lassend, wenn sie ihren mächtigen runden Mutter-Erde-Körper schüttelt, wenn und wann immer es ihr beliebt.

Die Natur ist GOTT. Die Natur ist Gott MUTTER, wie es die Menschen seit ihrem Ursprung begriffen hatten. Deswegen haben sie auch soviel Angst die Patriarchen dieser Welt. Tief in ihrem Inneren wissen sie, dass ihre Vätermachthybris keinen Bestand hat, egal wie panisch-paranoid-schreierisch- atombomben-werfend sie agieren.

Die Müttermacht von Frau Sonne, Frau Mond und Mutter Erde, wird sie, wie es unsere vorindoeuropäischen baskischen Vorfahrinnen* mit ihrer Göttin Mari schön immer wussten, wenn die rechte Zeit gekommen ist, im Sonnenlicht vergühen lassen, mit Sturzbächen in die endlosen Ozeane vor die Riesenmäuler der matrifokalen Walmütter treiben, ihre vertrockneten Knochen im Staub verwehen oder sie durch aufbrechende Schluchten des Erdmutterleibs von den Vulkanen dieser Welt verschlingen lassen. Wandelnde Müttermacht.

Und so rufe ich auf der Menschenseite die mächtigen Mutterkräfte dieser Welt, die in ihrer naturgemäßen Kraft – da wir alle von Müttern ins Leben getragen werden – auch Männer, Intergeschlechtliche und Transgeschlechtliche – biologisch integriert, und so rufe ich also die menschliche Muttermacht, aber nicht nur die, sondern vor allem auch die Mutterbäume, Mutterpflanzen, Muttertiere, Muttersteine, Mutterberge und die Muttersterne, das gesamte mütterliche Netz des Lebens in dieser wunderschönen Welt dazu auf, aufzustehen gegen die patriarchalen Zerstörungskräfte dieser Zeit.

Wir sind nicht ohnmächtig. Auf den Trümmern des Patriarchats wird sich im Laufe der Zeit das Postpatriarchat entwickeln, denn es ist schon jetzt sichtbar, sichtbar in seiner wundervollen Vielfalt, die immer ein Kennzeichen der Natur ist.

Solidarität mit der Ukraine und nun?

Nun hat Putin, der neue stählerne Diktator Russlands, seine beim Besuch von Macron am 7.2.2022 ausgestoßene Vergewaltigungsdrohung gegenüber Kiew – die er „die Schöne nannte, die sich zu fügen habe“ – wahrgemacht. Als geschulte Patriarchatskritikerin gingen bei mir schon damals bei der Pressekonferenz bei dieser Formulierung alle Alarmglocken an, in Verbindung mit seinem hämischen Grinsen sogar auf Rot. Hat sie jetzt noch eine Chance, die Schöne, die das Begehren eines totalitären Herrschers geweckt hat oder schaut die Welt nur zu bei diesem Vergewaltigungsakt? Entsetzt, aber gelähmt und letztendlich tatenlos?

Und was ist mit China und Xi Jinping? China hat sich inzwischen zu der Formulierung durchgerungen, dass es in der Ukraine keine Invasion gäbe. Auch hier sollten bei uns alle Alarmglocken angehen, denn diese Formulierung bedeutet nichts anderes als dass die Achse der totalitären Regime zusammensteht, noch ergänzt durch den Iran, der sich gestern ebenfalls zur wahren Bruderschaft mit dem stählernen, phallusgetriebenen Putin bekannt hat. Da schließen sich mal wieder Männerbünde fest zusammen. Für alle mit der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung IPKF Vertrauten ein weiteres Alarmzeichen, auch auf Rot. Dieses faszinierende Rot, die Farbe des Blutes über das Männer – anders als Frauen – nur Macht haben, wenn sie verletzen und töten: Kriegsrot.

Wie kommt China darauf, zu behaupten, dass es keine Invasion gäbe in der Ukraine, wo doch jede sehen kann, dass das Gegenteil der Fall ist. Tatsächlich ist das ganz einfach zu verstehen, wenn eine Putins einstündige imperialistische Wutschaumrede vom 23.2.2022 zur Aufklärung hinzuzieht. In dieser bestreitet Putin die eigene Territorialität der Ukraine, denn diese habe keine Tradition der Eigenstaatlichkeit. Im patriarchalen Logosdenken bedeutet das, es kann keine Invasion sein, wenn ich mich auf einem Gebiet bewege, was mir nach nun wiederauferstandenem Sowjetrecht sowieso schon gehört. Wenn China nun also behauptet, der russische Einfall in die Ukraine sei gar keine Invasion, sollten wir enorm hellhörig sein. Da scheinen mir zwei Brüder im totalitär-patriarchalen Geist ein abgekartetes Spiel zu treiben: Du Bruder Xi duldest meine Invasionspläne in Richtung Ukraine, und ich, Bruder Putin der Stählerne, unterstütze dich argumentativ, wenn du Lust bekommen solltest, dir Taiwan einzuverleiben. Die olympischen Winterspiele, im chinesischen Beijing, waren ein guter Ort und ein guter Zeitpunkt, einen solchen Plan zu schmieden, denn dort durften die vier taiwanesischen Athletinnen* ja auch nicht unter dem Namen Taiwan auftreten, geschweige denn ein Flagge zeigen oder ihre Nationalhymne bei der Verleihung zweier Bronzemedaillen hören. Nein, denn sie mussten unter dem Namen“Chinesisch Taipeh“ antreten, oder eben gar nicht. Der deutsche Steigbügelalter des IOC Thomas Bach, auch ein Bruder im Geist des Patriarchats, hält auch da – alles weglächelnd – still.

Wenn also China demnächst in Taiwan einfallen sollte, so wird auch das keine Invasion sein, denn in der Ukrainelogik holt sich ja China dann auch nur das zurück, was ihm im Sinne patriarchaler Machthegemonie sowieso schon gehört.

Und die Welt? Die sieht dann ziemlich dumm aus, denn in Taiwan sitzt, wie Bernd Ziesemer bereits am 18.10.2021 in Capital schrieb, „das wohl wichtigste Unternehmen der Welt“, die Firma TSMC, Weltmarktführer im Bereich der Halbleiter, dem wichtigsten Baustein der Digitalisierung. Schlecht für den demokratischen Teil der Welt!

Sieht es gut aus? Nein. Das Patriarchat bäumt sich gerade noch einmal männerbündlerisch gefährlich auf. Verliere ich dadurch meinen Mut? Nein, denn die Natur ist stärker als jedes Patriarchat. Gut wäre es aber, wenn mehr Menschen die Stukturen des Patriarchats besser in der Tiefe verstehen würden. Dann könnten wir proaktiv handeln, statt reaktiv.